Vorbedingungen
Studienname: RATIONALE
Gezielte Behandlung seltener Krebserkrankungen auf Basis genetischer Tumorprofile
Kurzbeschreibung
Seltene Tumoren sind definiert als Krebserkrankungen mit einer Häufigkeit von weniger als 6 Fällen pro 100.000 Personen pro Jahr und machen bei Erwachsenen fast ein Viertel aller bösartigen Tumoren aus. Sie sind aufgrund ihrer Seltenheit und unzureichender Berücksichtigung in klinischen Studien nicht ausreichend biologisch verstanden und mit schlechten Behandlungsergebnissen verbunden. Ziel der RATIONALE-Studie ist es, zu untersuchen, ob eine individuelle Behandlung basierend auf einer umfassenden genetischen Tumoranalyse und der Vorstellung im sog. Molekularen Tumorboard wirksamer ist als die bisherige Standardtherapie. Teilnehmen können Patient*innen ab 18 Jahren mit fortgeschrittenen, seltenen Krebserkrankungen, bei denen keine heilende Therapie mehr möglich ist. Es muss mindestens eine Vorbehandlung erfolgt sein.
Ablauf der Studie
Vorbedingungen
Diagnose:
Seltene Tumoren
Therapielinie:
Rezidiv / primär refraktär
Alter: ab 18
Kriterien:
fortgeschrittenes Stadium; keine kurative Behandlungsoption
Zuordnung
Randomisierung
1:1
Durchführung
Beobachtung
48 Monate
Studienbeschreibung
Von einer seltenen Krebsart wird gesprochen, wenn weniger als 6 von 100.000 Menschen pro Jahr an ihr erkranken. Insgesamt gibt es etwa 200 verschiedene seltene Krebserkrankungen. Obwohl jede einzelne Krebsart für sich selten ist, machen diese Tumoren zusammen fast ein Viertel aller Krebserkrankungen bei Erwachsenen aus. Die Diagnose seltener Krebsarten stellt Ärzt*innen vor besondere Herausforderungen: Die Erkrankungen sind oft wenig erforscht, es gibt nur begrenzte Therapieerfahrungen und kaum standardisierte Behandlungsleitlinien. Grund dafür ist unter anderem die fehlende Berücksichtigung dieser Patient*innengruppe in vielen Studien. Gerade deshalb ist die Behandlung in spezialisierten Zentren besonders wichtig. Eine frühere Studie konnte zeigen, dass eine gezielte Therapie, die auf einer umfassenden genetischen Tumoranalyse und den Empfehlungen eines molekularen Tumorboards (MTB) basiert, deutlich wirksamer ist als eine Standardbehandlung ohne MTB. Ein MTB ist eine fachübergreifende Fallkonferenz, die sich auf die Analyse von Tumoren auf molekularer Ebene konzentriert, um personalisierte Therapieansätze zu entwickeln, insbesondere wenn Standardtherapien nicht ausreichend wirken oder nicht verfügbar sind. Es dient dazu, zielgerichtete Therapien zu identifizieren, die auf den spezifischen genetischen Veränderungen des Tumors basieren, und kann auch den Einschluss in klinische Studien oder die Beantragung von Off-Label-Therapien umfassen. Im Rahmen von Off-Label-Therapien werden Medikamente eingesetzt, die speziell für diese Art der Behandlung bisher noch nicht zugelassen sind.
Das Ziel der vorliegenden Studie ist es, herauszufinden, ob eine solche molekular gestützte Therapie, die auf den genetischen Eigenschaften des Tumors basiert, zu besseren Ergebnissen führt. Dazu werden das gesamte Erbgut und die Genaktivität des Tumors untersucht. Das molekulare Tumorboard bewertet dann die Ergebnisse und gibt Therapieempfehlungen ab. Frühere Studien haben gezeigt, dass MTB-basierte Therapien wirksam sind. Die RATIONALE-Studie untersucht nun, wann der beste Zeitpunkt für den Einsatz einer MTB-basierten Therapie ist – direkt zu Beginn oder erst nach Versagen der Standardtherapie. Die Patient*innen werden dafür zufällig (randomisiert) in zwei Gruppen eingeteilt: Entweder sie erhalten die MTB-basierte Therapie sofort (MPI-Gruppe) oder zunächst die Standardtherapie und wechseln bei Krankheitsverschlechterung in die MTB-basierte Behandlung (MPP-Gruppe). Der primäre Endpunkt, also der wichtigste Parameter dafür, ob die frühzeitige Therapie wirksamer ist, wird anhand des sogenannten progressionsfreien Überlebens (PFS) gemessen – also die Zeitspanne, in der die Krankheit nicht weiter fortschreitet und der Tumor stabil bleibt. Die Nachbeobachtung im Rahmen der Studie erfolgt bis etwa 4 Jahre nach Studienbeginn.
Teilnehmen können Patient*innen ab 18 Jahren mit einem lokal fortgeschrittenen oder metastasierten seltenen Tumor (epithelial oder mesenchymal), für die keine kurative Behandlung mehr möglich ist. Zudem muss mindestens eine messbare Tumorstelle im Körper vorhanden sein, die in einer Bildgebung wie CT oder MRT klar erkennbar ist. Die Patient*innen müssen bereits mindestens eine Standardtherapie erhalten haben oder es darf keine wirksame Standardtherapie gemäß Leitlinie mehr verfügbar sein. Eine weitere Voraussetzung ist, dass eine frische Gewebeprobe (Biopsie) vom Tumor entnommen werden kann oder innerhalb der letzten 3 Monate bereits eine geeignete Gewebeprobe mit ausreichendem Tumorgehalt eingefroren wurde. Diese Probe ist notwendig für die genetische Analyse im Rahmen der Studie.
Fakten:
1. Welche Erkrankung: seltene Krebserkrankungen (epithelial oder mesenchymal)
2. Krebs-Merkmale: vorbehandelt, fortgeschrittenes Stadium, keine kurative Behandlung mehr möglich
3. Was untersucht die Studie: Wirksamkeit und Sicherheit einer MTB-basierten Therapie zu verschiedenen Zeitpunkten (direkt versus nach Versagen der Standardbehandlung)
4. Ziel der Studie: Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (PFS)
5. Wie lange dauert die Studie: Gesamtdauer ca. 4 Jahre
6. Studienmerkmale: randomisiert, zwei Behandlungsarme, genetische Tumoranalyse/molekulares Tumorboard
Durchführende Einrichtungen
2. Medizinische Klinik
Studienzentrum | 2. Medizinische Klinik
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Studienzentrum | Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
in Vorbereitung
Geschlecht:
alle
Altersgruppe:
ab 18 Jahren
Therapielinie:
Rezidiv/Refraktär
Art der Studie:
Beobachtend

