Vorbedingungen
Studienname: Interfant-21
Blinatumomab (Medikament) zusätzlich zur Standardtherapie für Säuglinge unter 1 Jahr mit B-Zell Vorläufer akuter lymphatischer Leukämie (ALL) (KMT2A-Mutation) oder akuter Leukämie gemischten Phänotyps
Kurzbeschreibung
Die B-Zell Vorläufer akute lymphatische Leukämie (ALL) ist eine bösartige Erkrankung der blutbildenden Zellen. Die Therapie erfolgt nach standardisierten Protokollen, da hierdurch sehr gute Therapieergebnisse erzielt werden können, insbesondere bei Kindern. Bei Säuglingen mit bestimmten genetischen Veränderungen (KMT2A-Mutation) ist die Prognose jedoch schlechter. Der Antikörper Blinatumomab ist bereits zugelassen und wird bei rezidivierter/refraktärer ALL eingesetzt. Ziel der INTERFANT-21-Studie ist es, die Wirksamkeit und Sicherheit der zusätzlichen Gabe von Blinatumomab zur Standard-Chemotherapie in der Erstlinientherapie bei diesen Säuglingen zu untersuchen. Teilnehmen können Säuglinge, die im ersten Lebensjahr neu mit einer B-Zell Vorläufer ALL oder akuten Leukämie mit gemischten Zelleigenschaften (MPAL) mit KMT2A-Rearrangement (Mutation) diagnostiziert werden.
Ablauf der Studie
Vorbedingungen
Diagnose:
Akute lymphoblastische Leukämie (ALL), gemischtphänotypische akute Leukämie (MPAL)
Therapielinie:
Erstlinie / bisher keine Therapie
Alter: 0 bis 1
Kriterien:
KMT2A-Mutation
Zuordnung
Stratifizierung anhand von Markern
Durchführung
Beobachtung
96 Monate
Studienbeschreibung
Die B-Zell-Vorläufer akute lymphatische Leukämie (ALL) ist eine bösartige Erkrankung der blutbildenden Zellen, bei der eine unkontrollierte Produktion von bösartigen Blasten im Knochenmark und Blut vorliegt. Blasten sind unreife Formen der Lymphozyten (weißen Blutzellen), welche zum Immunsystem gehören. Durch die Überproduktion der entarteten Blasten ist die Blutbildung und die Immunabwehr gestört. Bei der ALL können auch andere Organe oder das zentrale Nervensystem betroffen sein. Folglich können Müdigkeit, Blutarmut, Blutgerinnungsstörungen, Fieber und eine erhöhte Infektanfälligkeit auftreten. Die genaue Ursache der ALL ist nicht vollständig verstanden, aber genetische Mutationen (wie die KMT2A-Mutation) spielen eine wichtige Rolle, besonders bei Säuglingen und haben Einfluss auf die Prognose. Haben die betroffenen Zellen Merkmale verschiedener Zellunterarten, spricht man von einer Leukämie mit gemischtem Phänotyp (MPAL). Dies kann Einfluss haben auf das Therapieschema.
Die Standardtherapie für die ALL besteht aus intensiver Chemotherapie und je nach Ansprechen und Risikofaktoren ggf. einer Stammzelltransplantation. Ziel ist dabei die komplette Heilung der Erkrankung. Die Therapie erfolgt nach standardisierten Therapieschemata (Protokollen), wobei die erste Therapiephase als Induktion bezeichnet wird. Es folgt dann die Konsolidierungsphase und anschließend die Erhaltungsphase. Das Studienmedikament Blinatumomab ist ein bispezifischer Antikörper, welcher den Immunzellen (T-Zellen) dabei hilft, die Krebszellen (über den Oberflächenrezeptor CD19) zu erkennen und zu zerstören. Zum jetzigen Zeitpunkt wird Blinatumomab bei ALL meist erst eingesetzt, wenn die Erstbehandlung fehlgeschlagen ist (Rezidiv/refraktär). Dafür ist es bereits zugelassen.
Ziel der vorliegenden Phase-3-Studie ist es, die Wirksamkeit und Sicherheit der zusätzlichen Gabe von Blinatumomab zur Standard-Chemotherapie in der Erstlinientherapie bei Säuglingen mit KMT2A-mutierter ALL/MPAL zu untersuchen. Alle Patient*innen erhalten zunächst eine standardisierte Induktionstherapie. Anschließend erfolgt die Risikostratifizierung basierend auf dem Ansprechen auf die Induktionstherapie und anderen prognostischen Faktoren. Die Patienten werden entsprechend in verschiedene Risikogruppen eingeteilt, was die weitere Behandlung beeinflusst (Mittelrisiko, Hochrisiko). Alle Patienten erhalten dann einen Zyklus Blinatumomab nach Abschluss der Induktionstherapie. Patienten mit mittlerem Risiko, die gut auf den ersten Zyklus ansprechen, erhalten einen zweiten Zyklus Blinatumomab anstelle eines Chemotherapieblocks. Patient*innen mit unzureichendem Ansprechen sind für eine allogene Stammzelltransplantation (HSCT) vorgesehen. Die Studie ist nicht verblindet (offen), d.h. ärztliches Personal und Eltern wissen, welche Medikamente gegeben werden. Die Behandlungen und Nachuntersuchungen im Rahmen der Studie erfolgen für bis zu 8 Jahre, in denen die Wirksamkeit der Therapie und das Auftreten von Nebenwirkungen durch die verschiedenen Medikamente untersucht werden.
Patient*innen, die im ersten Lebensjahr (bis einschließlich 365 Tage alt) neu mit einer B-Zell-Vorläufer akute lymphatische Leukämie oder akuten Leukämie mit gemischtem Phänotyp (MPAL) diagnostiziert werden, können an dieser Studie teilnehmen. Die Erkrankung muss unbehandelt sein und es muss eine KMT2A-Mutation (Rearrangement) vorliegen.
Fakten:
1. Welche Erkrankung: B-Zell-Vorläufer akute lymphatische Leukämie (ALL) und akute Leukämie mit gemischtem Phänotyp (MPAL) bei Säuglingen (< 1 Jahr)
2. Krebs-Merkmale: unbehandelt, KMT2A-Rearrangement
3. Was untersucht die Studie: Bewertung der Wirksamkeit und Nebenwirkungen der Standard-Chemotherapie in Kombination mit Blinatumomab als Erstlinientherapie
4. Ziel der Studie: Prüfen, ob durch die zusätzliche Gabe von Blinatumomab eine längere ereignisfreie Überlebenszeit erzielt werden kann
5. Wie lange dauert die Studie: Beobachtung bis zu ca. 8 Jahre
6. Studienmerkmale: Phase-3-Studie, nicht randomisiert im eigentlichen Sinne (Zuteilung zu Risikogruppen nach definierten Kriterien, Therapie innerhalb der Gruppe festgelegt), nicht verblindet (offen), zwei Risikogruppen
Durchführende Einrichtungen
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Studienzentrum | Kinder- und Jugendonkologie
offen
Phase III
Geschlecht:
alle
Altersgruppe:
von 0 bis 1 Jahre
Therapielinie:
Erstlinie
Art der Studie:
Interventionell
