Vorbedingungen
Studienname: GMMG-HD9/DSMM XVIII
Neue Erhaltungstherapie bei Multiplem Myelom nach Stammzelltransplantation: Vergleich von Iberdomid allein oder mit zusätzlichem Antikörper (Isatuximab)
Kurzbeschreibung
Bei der Behandlung des Multiplen Myeloms ist in der Regel keine vollständige Heilung möglich. Es gibt jedoch viele Medikamente, mit denen man die Erkrankung kontrollieren kann. Meist besteht die Erstbehandlung aus einer intensiven Therapie mit einer Erhaltungstherapie, um eine möglichst lange Zeit ohne Krankheitsaktivität zu erreichen. Ziel der GMMG-HD9/DSMM XVIII-Studie ist es, die Wirksamkeit und Verträglichkeit einer neuen Erhaltungstherapie mit dem Medikament Iberdomid allein oder in Kombination mit Isatuximab nach einer Hochdosis-Therapie und anschließender eigener Stammzellrückgabe (ASCT) zu untersuchen und miteinander zu vergleichen. Teilnehmen können Frauen und Männer ab 18 Jahren mit einem neu diagnostizierten Multiplen Myelom nach Erstbehandlung. Die Studie ist eine Folgestudie der GMMG-HD8/DSMM XIX-Studie. Das bedeutet, dass nur Patient*innen teilnehmen können, die zuvor im Rahmen dieser Vorstudie behandelt wurden.
Ablauf der Studie
Vorbedingungen
Diagnose:
Multiples Myelom
Therapielinie:
Erstlinie / bisher keine Therapie
Alter: ab 18
Kriterien:
vorher Teilnahme an GMMG-HD8/DSMM XIX-Studie; Krankheit muss auf Ersttherapie angesprochen haben (mindestens Teilremission)
Zuordnung
Randomisierung
1:1
Durchführung
Beobachtung
60 Monate
Studienbeschreibung
Das Multiple Myelom ist eine Krebserkrankung des Knochenmarks, bei der sich bestimmte Immunzellen, sogenannte Plasmazellen, unkontrolliert vermehren. Die Plasmazellen produzieren Antikörper, die im gesunden Zustand wichtig für die Infektabwehr sind. Ursachen für die Entstehung der Erkrankung sind nicht abschließend geklärt. Trotz Fortschritten in der Behandlung ist der Therapieansatz meist nicht auf Heilung (kurativ) ausgerichtet, sondern zielt darauf ab, Symptome zu kontrollieren und das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern (palliativ). Die Auswahl der Behandlung hängt von verschiedenen Faktoren, wie dem Gesundheitszustand, dem Alter der Patient*innen und der Krankheitsaktivität ab. Häufig umfasst sie nach einer Kombination aus Chemotherapeutika eine nachfolgende Hochdosis-Chemotherapie mit der Rückgabe eigener Stammzellen, die zuvor gesammelt wurden (autologe Stammzelltransplantation, ASCT).
Wenn diese Erstbehandlung erfolgreich ist, die Erkrankung also auf die Therapie anspricht, erhalten Patient*innen in der Regel eine Erhaltungstherapie. Diese soll das Wiederauftreten der Erkrankung möglichst lange hinauszögern. Aktuell wird dafür meist der Immunmodulator Lenalidomid eingesetzt. Das Studienmedikament Iberdomid gehört zu einer neuen Generation von Immunmodulatoren, sogenannten CELMods (Cereblon-E3-Ligase-Modulator). Es wirkt ähnlich wie Lenalidomid, indem es krankhafte Plasmazellen abbaut und gleichzeitig das Immunsystem aktiviert. Die Wirkung ist allerdings stärker und bleibt auch bei Zellen wirksam, die bereits Resistenzen gegen Lenalidomid entwickelt haben. Iberdomid ist bereits für rezidivierte oder refraktäre Multiple Myelome zugelassen, also wenn trotz Behandlung eine erneute Krankheitszunahme nachgewiesen wird bzw. die Erkrankung nicht kontrollierbar ist. Für die Erstlinien-Erhaltungstherapie, wie in dieser Studie, ist das Medikament allerdings noch nicht zugelassen.
Das zweite Studienmedikament Isatuximab ist ein sogenannter CD38-Antikörper. Es richtet sich gezielt gegen das Oberflächenprotein CD38, welches auf Myelomzellen besonders häufig vorkommt. Dadurch hilft Isatuximab dem Immunsystem dabei, diese Krebszellen zu erkennen und gezielt zu zerstören. Isatuximab ist bereits für die Behandlung von fortgeschrittenem Multiplem Myelom zugelassen, wird in dieser Studie jedoch erstmals als Teil einer Erhaltungstherapie nach einer Stammzelltransplantation untersucht. Im Rahmen der Erhaltungstherapie wird zusätzlich Dexamethason eingesetzt. Hierbei handelt es sich um ein Kortison-Präparat, das unter anderem die Wirksamkeit der anderen Medikamente unterstützen und unerwünschte Nebenwirkungen (wie z. B. Entzündungen) reduzieren kann.
Ziel der vorliegenden Phase-3-Studie ist es, die Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments Iberdomid allein und in Kombination mit Isatuximab in der Erhaltungstherapie bei Multiplem Myelom zu untersuchen und die beiden Behandlungen miteinander zu vergleichen. Dazu werden die Patient*innen zufällig (randomisiert) in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhält Iberdomid für einen Zeitraum von 36 Monaten. Patient*innen in der anderen Gruppe erhalten zusätzlich zu Iberdomid auch Isatuximab, ebenfalls für 36 Monate. Iberdomid wird als Tablette eingenommen, Isatuximab wird unter die Haut (subkutan) gespritzt. In beiden Gruppen bekommen die Patient*innen im ersten Behandlungszyklus Dexamethason als Tablette oder Infusion. Die Studie ist nicht verblindet (offen), das bedeutet sowohl medizinisches Personal als auch Patient*innen wissen, welche Medikamente verabreicht werden. Der Behandlungserfolg wird daran gemessen, ob im Knochenmark noch Myelomzellen nachweisbar sind (sogenannte minimale Resterkrankung, MRD). Wie auch im Rahmen der Standardbehandlung wird die MRD über die gesamte Behandlungsdauer regelmäßig überprüft. Besonderer Fokus in der Studie wird daraufgelegt, wie viele Patient*innen nach 24 Monaten keine nachweisbaren Myelomzellen mehr haben (MRD-Negativität). Insgesamt werden Daten der Patient*innen über einen Zeitraum von bis zu 60 Monaten gesammelt.
Teilnehmen können Frauen und Männer ab 18 Jahren, die an einem neu diagnostizierten Multiplen Myelom erkrankt sind und an der vorhergehenden GMMG-HD8/DSMM XIX-Studie teilgenommen haben. Im Rahmen der Vorgängerstudie müssen die Patient*innen eine Hochdosis-Chemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation erhalten haben. Außerdem muss die Erkrankung auf die Erstbehandlung angesprochen haben, mindestens mit einer Teilremission (teilweise Rückbildung der Erkrankung). Eine bestehende Schwangerschaft muss ausgeschlossen sein, und während der gesamten Behandlungsdauer ist eine zuverlässige Verhütung erforderlich.
Fakten:
1. Welche Erkrankung: Multiples Myelom
2. Krebs-Merkmale: vorherige Teilnahme an GMMG-HD8/DSMM XIX-Studie; Krankheit muss auf Ersttherapie angesprochen haben (mindestens Teilremission); Schwangerschaft ausgeschlossen, verpflichtende Verhütung während der Studie
3. Was untersucht die Studie: Vergleich von Iberdomid vs. Iberdomid + Isatuximab
4. Ziel der Studie: Überprüfen, ob die Kombination aus Iberdomid und Isatuximab nach 24 Monaten häufiger zu einem vollständigen Verschwinden von Myelomzellen im Knochenmark führt (MRD-Negativität)
5. Wie lange dauert die Studie: 36 Monate Erhaltungstherapie; Gesamtdauer der Nachbeobachtung bis zu 60 Monate
6. Studienmerkmale: Phase-3-Studie, randomisiert, zwei Behandlungsgruppen, nicht verblindet (offen)
Durchführende Einrichtungen
2. Medizinische Klinik
Studienzentrum | 2. Medizinische Klinik
offen
Phase III
Geschlecht:
alle
Altersgruppe:
ab 18 Jahren
Therapielinie:
Erstlinie
Art der Studie:
Interventionell
