Studienname: GMALL-EVOLVE
GMALL-EVOLVE - Therapieoptimierung bei der akuten lymphatischen Leukämie durch randomisierte Prüfung verschiedener Therapieregimen mit der Verwendung von Blinatumomab sowie Ponatinib vs. Imatinib
Kurzbeschreibung
Zwar konnten die Heilungschancen von Philadelphia-positiver akuter lymphatischer Leukämie (Ph+ ALL) durch den Einsatz von Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) deutlich verbessert werden, dennoch gehört weiterhin zur Standardbehandlung eine Stammzelltransplantation, welche mit vielen Nebenwirkungen verbunden sein kann. Das Ziel der GMALL-EVOLVE-Studie ist die Erstlinienbehandlung in verschiedenen Phasen zu optimieren und so das Überleben von Patient*innen zu verbessern. Dafür werden verschiedene Behandlungen miteinander verglichen, unter anderem wird eine stammzelltransplantationsfreie Behandlung mit Fortführung der TKI-Behandlung in Kombination mit Blinatumomab geprüft. An der Studie können Frauen und Männer im Alter von 18 bis 65 Jahren mit unbehandelter Philadelphia-Chromosom-positiver oder BCR-ABL1-positiver ALL teilnehmen.
Ablauf der Studie

Vorbedingungen

Diagnose:
Akute lymphatische Leukämie

Therapielinie:
Erstlinie / bisher keine Therapie

Alter: 18 bis 65

Kriterien:
Philadelphia-Chromosom- oder BCR-ABL1-positive ALL

Zuordnung

Randomisierung

Durchführung

Imatinib + Chemotherapie

als Induktions- und Konsolidationstherapie

Ponatinib + Chemotherapie

als Induktions- und Konsolidationstherapie (Ponatinib in zweiter Phase verringert)

Stammzelltransplantation

bei kompletter molekularer Remission wird die Therapie gestoppt und eine Stammzelltransplantation vorbereitet

Imatinib oder Ponatinib + Chemotherapie + Blinatumomab

bei kompletter molekularer Remission wird die aktuelle Therapie (Studienarm 1 oder 2) fortgesetzt und 3 Zyklen mit Blinatumomab ergänzt

Imatinib oder Ponatinib + Chemotherapie + Blinatumomab

molekulares Versagen / molekular nicht auswertbar: Fortsetzung mit Imatinib/Ponatinib (gemäß Randomisierung I) und Ergänzung von Blinatumomab (experimenteller Arm)

Beobachtung

48 Monate

Studienbeschreibung
Die akute lymphatische Leukämie (ALL) ist eine bösartige Erkrankung der blutbildenden Zellen, bei der eine unkontrollierte Produktion von bösartigen Blasten im Knochenmark und Blut vorliegt. Blasten sind eine unreife Form der weißen Blutzellen, welche zum Körper-Abwehrsystem gehören. Durch die Überproduktion der entarteten Blasten ist die Blutbildung und die Immunabwehr gestört. Über die Hälfte der Patient*innen weisen geschwollene Lymphknoten und eine vergrößerte Milz auf. Die genaue Ursache der ALL ist nicht vollständig verstanden, aber genetische Mutationen und Umweltfaktoren spielen eine Rolle. Eine genetische Veränderung, die bei Erwachsenen Patient*innen mit ALL zu etwa 30% auftritt, ist das Philadelphia-Chromosom (Ph+ ALL), bei der Teile von zwei Chromosomen ausgetauscht werden und dadurch das abnorme BCR-ABL1-Gen entsteht. Dieses Gen führt dazu, dass Leukämiezellen unkontrolliert wachsen können, was die Krankheit aggressiver macht. Das veränderte Gen kann allerdings auch gezielt mit speziellen Medikamenten (Tyrosinkinase-Hemmern) behandelt werden. Die Standardbehandlung beginnt mit der sogenannten Induktionstherapie, einer Kombination aus Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) und Chemotherapie. Zu den TKI gehören Imatinib, der erste zugelassene TKI, der auch immer noch das Medikament der Wahl (Erstlinientherapie) ist, und Ponatinib, das besser bei Resistenzen wirkt, bisher aber erst bei Therapieversagen eingesetzt wird. Anschließend folgt die Konsolidierungstherapie, die die Therapieerfolge aufrechterhalten und das Rückfallrisiko senken soll. Dabei werden weiterhin TKI eingesetzt und häufig zusätzlich Blinatumomab (ein sogenannter Bispezifischer Antikörper) sowie eine Chemotherapie verabreicht. Ein Bispezifischer Antikörper aktiviert das Immunsystem, indem er körpereigene Abwehrzellen direkt an die Krebszelle bringt, sodass diese bekämpft werden. Während der Behandlung wird regelmäßig die minimale Resterkrankung (MRD) gemessen, also ob Leukämiezellen noch nachweisbar sind. Die Wirkung der Behandlung wird auch durch die molekulare Ansprechrate gemessen. Im Anschluss an diese Therapiephasen erfolgt eine Stammzelltransplantation (SZT) von Spendern (allogen), um die kranken Blutzellen dauerhaft durch gesunde Spenderzellen zu ersetzen. Bisher wird die SZT in der Leitlinie für fast alle Patient*innen empfohlen. Bei älteren Patient*innen kann auch im Rahmen der Leitlinienbehandlung unter bestimmten Umständen auf eine SZT verzichtet werden. Das Ziel der GMALL-EVOLVE-Studie ist die Erstlinienbehandlung bei Ph+ ALL in der Induktionsphase zu überprüfen und danach eine Behandlung ohne Stammzelltransplantation gegenüber der Standardtherapie auf Wirksamkeit und Sicherheit zu bewerten. Dafür werden Patient*innen zunächst zufällig (randomisiert) in 2 Gruppen eingeteilt (Randomisierung 1). Im experimentellen Studienarm erhalten sie den Tyrosinkinase-Hemmer (TKI) Ponatinib zusammen mit Chemotherapie. Ponatinib ist bereits zugelassen, allerdings noch nicht für die Erstlinientherapie. Im Vergleichsarm erhalten Patient*innen die aktuelle Standardbehandlung, eine Kombination aus Imatinib und Chemotherapie. Die Zuteilung ist offen, das heißt, Patient*innen und ärztliches Personal wissen, welche Medikamente sie erhalten. Im Anschluss an diese Induktionsbehandlung wird das Ansprechen der Patient*innen geprüft (MRD, molekulare Ansprechrate) und Patient*innen werden je nach Therapieerfolg behandelt. Im Falle eines vollständigen Rückgangs (molekulare complete response) werden die Patient*innen noch einmal zufällig in 2 Gruppen eingeteilt (Randomisierung 2). Im experimentellen Arm der Studie erhalten Patient*innen eine Behandlung mit dem TKI, den sie auch in der vorherigen Phase erhalten haben (Imatinib oder Ponatinib), kombiniert mit Chemotherapie und dem Blinatumomab. Blinatumomab ist bei ALL für bestimmte Situationen zugelassen, in dieser Situation ist die Behandlung allerdings experimentell. Im Vergleichsarm erhalten die Patient*innen die Standardbehandlung, also eine Stammzelltransplantation. Die Zuteilung ist ebenfalls offen, Patient*innen und ärztliches Personal wissen, in welchem Studienarm sie sich befinden. Wenn die Erkrankung nach der Induktionsbehandlung nicht zurückgegangen ist (Molecular Failure), fahren Patient*innen mit ihrem zugeteilten TKI fort (Imatinib/Ponatinib) und erhalten zusätzlich das Medikament Blinatumomab, wie im experimentellen Arm nach Randomisierung 2, allerdings ohne zusätzliche Chemotherapie. Anschließend folgt die leitliniengemäße Standardbehandlung mit einer SZT, welche nicht mehr Teil der Studie ist. Die Beobachtung im Rahmen der Studie erfolgt für bis zu 4 Jahre, Daten werden an bestimmten Zeitpunkten, bspw. nach Ende der Behandlungsphasen erhoben. An der Studie können Frauen und Männer im Alter von 18 bis 65 Jahren mit unbehandelter ALL teilnehmen. Die ALL muss Philadelphia-Chromosom-positiv oder BCR-ABL1-positiv sein. Die Erkrankung darf bisher noch nicht behandelt worden sein. Eine bestimmte vorherige Vorphasenbehandlung ist theoretisch möglich. Fakten: 1. Welche Erkrankung: akute lymphatische Leukämie (ALL) 2. Krebsmerkmale: Philadelphia-Chromosom-positiv, BCR-ABL1-positiv, unbehandelt 3. Was untersucht die Studie: Induktionsphase Ponatinib vs. Imatinib, Konsolidierungsphase TKI + Blinatumomab + Chemotherapie vs. SZT. Bei unvollständigem Ansprechen TKI + Blinatumomab (+ SZT) 4. Ziel der Studie: Verbesserung der Erstlinientherapie, Verbesserung der Heilungschancen, Festlegen einer neuen Standardtherapie 5. Wie lange dauert die Studie: bis zu 4 Jahre 6. Studienmerkmale: Phase-2-Studie, 2 Randomisierungen, Behandlung abhängig vom Therapieerfolg, 3 verschiedene Studienfragen, offene Verteilung
Durchführende Einrichtungen
2. Medizinische Klinik
Studienzentrum | 2. Medizinische Klinik
offen
Phase II
Geschlecht:
alle
Altersgruppe:
von 18 bis 65 Jahre
Therapielinie:
Erstlinie
Art der Studie:
Interventionell