Vorbedingungen
Studienname: FLORA
Stuhltransplantation bei Leberkrebs zur Verbesserung der Wirkung der Immuntherapie mit Atezolizumab/Bevacizumab (FLORA)
Kurzbeschreibung
Die Immuntherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung bei fortgeschrittenem, nicht operablem Leberkrebs. Jedoch sprechen nicht alle Patient*innen gleichermaßen auf die Therapie an, wobei unter anderem die Darmflora eine Einflussgröße auf den Therapieerfolg darstellen könnte. Ziel der FLORA-Studie ist es, zu prüfen, ob eine zusätzliche Behandlung mit Darmbakterien im Rahmen einer Stuhltransplantation die Wirkung der bestehenden Immuntherapie verbessern kann. Frauen und Männer ab 18 Jahren mit fortgeschrittenem Leberzellkrebs, bei denen eine Operation nicht mehr möglich ist, können an der Studie teilnehmen.
Ablauf der Studie
Vorbedingungen
Diagnose:
Hepatozelluläres Karzinom (HCC)
Therapielinie:
Erstlinie / bisher keine Therapie
Alter: ab 18
Kriterien:
BCLC-Stadium C; nicht operabel
Zuordnung
Randomisierung
2:1
Durchführung
Beobachtung
48 Monate
Studienbeschreibung
Leberzellkrebs (hepatozelluläres Karzinom, HCC) ist eine bösartige Erkrankung, bei der eine unkontrollierte Vermehrung von Leberzellen vorliegt. Die Erkrankung entsteht häufig auf dem Boden einer vorgeschädigten Leber – etwa durch Leberzirrhose, chronische Hepatitis B oder C, Alkoholmissbrauch oder Fettleber. Lange Zeit standen bei fortgeschrittenem Leberkrebs nur wenige Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
In den letzten Jahren hat sich die Situation vor allem durch den Einsatz von Immuntherapien verbessert. Immuntherapien zielen darauf ab, das körpereigene Abwehrsystem so zu aktivieren, dass es die Krebszellen erkennt und bekämpft. Beim Leberkrebs hat sich besonders die Kombination aus Atezolizumab und Bevacizumab als sehr wirksam erwiesen. Atezolizumab ist ein sogenannter PD-L1-Hemmer, der an das Protein PD-L1 auf Krebszellen bindet und so die Interaktion mit Immunzellen blockiert. Dies führt dazu, dass die körpereigene Immunabwehr Krebszellen besser erkennen und bekämpfen kann. Bevacizumab ist ein Antikörper, der zur Behandlung verschiedener Krebsarten eingesetzt wird. Er bindet an den Gefäßwachstumsfaktor VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) und hemmt dadurch das Tumorwachstum, indem er die Blutversorgung der Tumoren unterbindet.
Diese Kombination gilt inzwischen als Behandlungsstandard für viele Patient*innen mit nicht-operablem HCC.
Nicht alle Patient*innen sprechen jedoch auf die Immuntherapie an. Forschungen zeigen, dass der Zustand des Immunsystems, die Tumorumgebung und auch die Darmflora Einfluss auf den Therapieerfolg haben können. Deshalb werden neue Ansätze untersucht, wie die gezielte Veränderung der Darmflora z. B. mittels Stuhltransplantation, die Wirkung der Immuntherapie verbessern könnte.
Das Ziel der vorliegenden Phase-2-Studie ist es, zu untersuchen, ob eine Stuhltransplantation in Kapselform, zusätzlich zur Standardbehandlung, die Immunabwehr gegen den Tumor und Wirksamkeit der Immuntherapie verbessern kann. Dazu werden die Patient*innen zufällig (randomisiert) in zwei Gruppen eingeteilt. Die Behandlungsgruppe erhält die Stuhltransplantation, die Kontrollgruppe bekommt ein Placebo-Präparat.
Nach der Aufnahme in die FLORA-Studie wird innerhalb von zehn Tagen zunächst eine erste Gewebeentnahme (Biopsie) aus dem Tumor per Ultraschall durchgeführt – sofern dies nicht bereits vorher geschehen ist. Zusätzlich erfolgt eine kurze Darmspiegelung, bei der nur der untere Teil des Dickdarms untersucht wird (Sigmoidoskopie). Die eigentliche Krebstherapie mit Atezolizumab und Bevacizumab beginnt dann innerhalb von fünf Tagen nach der Darmspiegelung. Diese Standard-Immuntherapie wird alle 21 Tage als Infusion verabreicht.
Patient*innen in der Behandlungsgruppe erhalten zunächst ein Antibiotikum (Vancomycin) zur Vorbereitung des Darms. Gleichzeitig mit dem Start der Immuntherapie sowie nach 3 Wochen wird dann die Stuhltransplantation (fäkaler Mikrobiomtransfer, FMT). Hierbei werden tiefgefrorene Kapseln mit gespendetem Stuhl gesunder Personen verabreicht, wobei verschiedene Vorgehensweisen möglich sind.
Vor Beginn des dritten Behandlungszyklus (zwischen Tag 40 und 42) wird erneut eine Tumorbiopsie und eine zweite Sigmoidoskopie durchgeführt. So sollen die Veränderungen im Tumorgewebe und der Einfluss der Behandlung auf den Darm genau untersucht werden. Gleichzeitig werden Wirksamkeit und Verträglichkeit der Therapie engmaschig kontrolliert.
Die Studie ist einfach verblindet, das bedeutet, dass nur die Patient*innen nicht wissen, welche Behandlung sie erhalten. Der primäre Endpunkt der Studie ist die Bewertung der Immunogenität nach 6 Wochen, also wie stark und auf welche Weise das Immunsystem auf eine bestimmte Substanz oder Therapie reagiert. Die Nachuntersuchungen im Rahmen der Studie erfolgen für bis zu 1 Jahr, in denen die Wirksamkeit der Therapie, das Auftreten von Nebenwirkungen durch die verschiedenen Medikamente, der Krankheitsverlauf und die Lebensqualität der Patient*innen untersucht werden.
Teilnehmen können Erwachsene ab 18 Jahren, bei denen ein fortgeschrittener Leberzellkrebs diagnostiziert wurde, der nicht mehr operativ entfernt werden kann (BCLC-Stadium C).
Fakten zur Studie:
1. Welche Erkrankung: Leberzellkrebs (hepatozelluläres Karzinom)
2. Krebs-Merkmale: fortgeschritten (BCLC-Stadium C), nicht operabel, gute Leberfunktion
3. Was untersucht die Studie: Stuhltransplantation im Rahmen einer Immuntherapie vs. Placebo + Immuntherapie
4. Ziel der Studie: Verbesserung der Immunreaktion im Tumor und Verträglichkeit der Behandlung
5. Wie lange dauert die Studie: primäre Beobachtungszeit ca. 6 Wochen, Nachbeobachtung bis zu 48 Monate
6. Studienmerkmale: Phase-2-Studie, randomisiert, zwei Behandlungsarme, einfach verblindet, Placebo-kontrolliert
Durchführende Einrichtungen
3. Medizinische Klinik
Studienzentrum | 3. Medizinische Klinik
offen
Phase II
Geschlecht:
alle
Altersgruppe:
ab 18 Jahren
Therapielinie:
Erstlinie
Art der Studie:
Interventionell
