Vorbedingungen
Studienname: COCOON
Begleitendes Coaching für Patient*innen mit Glioblastom und ihre Angehörigen – und wie es die Therapietreue bei der Behandlung mit Tumortherapiefeldern (TTFields) (COCOON-Studie) beeinflusst
Kurzbeschreibung
Im Rahmen der Behandlung eines Glioblastoms können Tumortherapiefelder (TTFields) durch das Erzeugen schwacher elektrischer Wechselfelder das Fortschreiten des Tumors hemmen. Die Behandlung ist Teil der Standardtherapie und für eine optimale Wirkung muss das Therapiegerät täglich über viele Stunden getragen werden. Ziel der COCOON-Studie ist es, zu untersuchen, ob gezieltes Coaching dabei helfen kann, die TTFields-Therapie regelmäßiger und über längere Zeit anzuwenden. An der Studie können Frauen und Männer ab 18 Jahren mit Neudiagnose eines Glioblastoms oder eines IDH-mutierten Astrozytoms WHO-Grad 4 teilnehmen, die eine kombinierte Radiochemotherapie mit Temozolomid und Strahlendosis von 60 Gy sowie im Anschluss eine TTFields-Therapie erhalten sollen. Auch Angehörige dieser Patient*innen können an der Studie teilnehmen.
Ablauf der Studie
Vorbedingungen
Diagnose:
Glioblastom oder IDH-mutiertes Astrozytom WHO-Grad 4
Therapielinie:
Erstlinie / bisher keine Therapie
Alter: ab 18
Kriterien:
Patient*innen und Angehörige; Radiochemotherapie geplant; Tumortherapiefelder (TTFields) geplant
Zuordnung
Randomisierung
1:1
Durchführung
Beobachtung
9 Monate
Studienbeschreibung
Tumoren des Gehirns werden nach einem System der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in vier Grade eingeteilt, je höher der Grad, desto aggressiver der Tumor. Das Glioblastom ist der häufigste bösartige hirneigene Tumor bei Erwachsenen und hat eine sehr schlechte Prognose. Es wird als WHO-Grad 4 klassifiziert. Der aktuelle Therapiestandard besteht aus einer Operation, Radiochemotherapie und Chemotherapie mit Temozolomid. Die Behandlung kann den Tumor nicht heilen, aber das Überleben verlängern. Das Glioblastom ist schwer zu behandeln, weil es schnell und diffus in umliegendes Gehirngewebe einwächst und somit schwer abzugrenzen und zu entfernen ist. Die Krebszellen sind zudem genetisch sehr unterschiedlich, was dazu führt, dass nicht alle Zellen gleichermaßen auf eine Therapie ansprechen. Die Behandlung tötet oft nur einen Teil der Zellen, während andere überleben und weiterwachsen. So bildet sich, selbst nach intensiver Behandlung, meist schon nach wenigen Monaten ein neuer Tumor. Astrozytome WHO-Grad 4 mit einer IDH-Mutation gehören biologisch zur gleichen höchsten Aggressivitätsstufe wie das Glioblastom, verlaufen aber meist etwas langsamer und sprechen teilweise besser auf Therapien an.
Um nach der Radiochemotherapie das Tumorwachstum weiter zu verlangsamen, kann nach der Radiochemotherapie eine zusätzliche Behandlung mit Tumortherapiefeldern (TTFields) eingesetzt werden. Die TTFields-Therapie wird parallel zur anschließenden Chemotherapie mit Temozolomid durchgeführt, die in mehreren Zyklen über etwa ein halbes Jahr erfolgt.
Dabei werden über Elektroden, die wie eine spezielle Mütze direkt auf der rasierten Kopfhaut getragen werden, schwache elektrische Wechselfelder erzeugt, die gezielt die Teilung der Tumorzellen stören. Die Therapie ist gut verträglich, erfordert aber, dass das Gerät täglich über viele Stunden angewendet wird. TTFields sind fester Bestandteil der Standardtherapie bei Glioblastomen und werden auch bei Astrozytomen WHO-Grad 4 (IDH-mutiert) zunehmend untersucht. Weil die Anwendung im Alltag anspruchsvoll sein kann, spielen Angehörige der Patient*innen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung und Begleitung der Therapie.
Das Ziel der COCOON-Studie ist es, zu untersuchen, ob ein strukturiertes Coaching für Patient*innen und Angehörige dabei hilft, die TTFields-Therapie regelmäßiger und über einen längeren Zeitraum anzuwenden. Dafür werden die Patient*innen und Angehörigen zufällig (randomisiert) in zwei Gruppen eingeteilt: eine Studiengruppe (Interventionsarm) und eine Kontrollgruppe. Alle erhalten die übliche medizinische Behandlung und psychosoziale Unterstützung, wie sie an zertifizierten neuroonkologischen Zentren vorgesehen ist. Die Teilnehmer*innen in der Studiengruppe bekommen zusätzlich ein spezielles Coaching-Angebot per Videosprechstunde. Über einen Zeitraum von etwa zehn Wochen finden insgesamt sechs strukturierte Video-Sitzungen mit erfahrenen Psychoonkolog*innen statt, begleitet von kurzen telefonischen Nachgesprächen. Patient*innen und Angehörige nehmen zusammen an den Sitzungen teil. Die ersten Termine starten kurz nach Beginn der Strahlen- und Chemotherapie und sollen dabei helfen, Sicherheit im Umgang mit der Diagnose und der Behandlung zu gewinnen. Nach Abschluss der Strahlenphase liegt der Schwerpunkt auf dem Alltag mit der TTFields-Therapie, dem Umgang mit Stress, praktischen Fragen und der Stärkung von Selbstfürsorge und Motivation. Die Beobachtung im Rahmen der Studie erfolgt für etwa neun Monate. Der primäre Endpunkt der Studie ist die Wirksamkeit der Intervention, gemessen daran, wie konsequent und über welchen Zeitraum die TTFields-Therapie tatsächlich angewendet wird. Die medizinische Behandlung selbst wird durch die Studie nicht verändert.
An der Studie können Frauen und Männer ab 18 Jahren teilnehmen, bei denen ein Glioblastom oder ein IDH-mutiertes Astrozytom WHO-Grad 4 neu diagnostiziert wurde. Voraussetzung ist, dass eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie mit Temozolomid sowie eine anschließende TTFields-Therapie geplant ist. Die Teilnahme ist möglich, wenn die Strahlentherapie noch nicht begonnen oder innerhalb der letzten zwei Wochen gestartet wurde. Auch enge Angehörige der Patient*innen können an der Studie teilnehmen.
Fakten:
1. Welche Erkrankung: Glioblastom oder IDH-mutiertes Astrozytom WHO-Grad 4
2. Krebs-Merkmale: Patient*innen und Angehörige; geplante Radiochemotherapie mit Temozolomid und 60 Gy und anschließende TTFields-Therapie; Strahlentherapie maximal vor 2 Wochen begonnen
3. Was untersucht die Studie: strukturiertes, psychoonkologisches Coaching für Patient*innen und Angehörige zur Unterstützung bei der Anwendung der TTFields-Therapie
4. Ziel der Studie: Überprüfen, ob das Coaching die regelmäßige und langfristige Anwendung von TTFields verbessert (also die Therapie-Adhärenz erhöht)
5. Wie lange dauert die Studie: das Coaching läuft über ca. 10 Wochen (6 Sitzungen), die Beobachtung dauert insgesamt ca. 9 Monate
6. Studienmerkmale: randomisiert, medikamentöse Therapie bleibt unverändert, Videosprechstunden und psychoonkologische Betreuung
Durchführende Einrichtungen
Klinik für Neurochirurgie
Studienzentrum | Neurochirurgie
offen
Geschlecht:
alle
Altersgruppe:
ab 18 Jahren
Therapielinie:
Erstlinie
Art der Studie:
Interventionell
