Studienname: AIEOP-BFM-AML 2020
Internationale, offene, multizentrische klinische Prüfung zur Behandlung der akuten myeloischen Leukämie bei Kindern und Jugendlichen
Kurzbeschreibung
Die Heilungschancen bei akuter myeloischer Leukämie (AML) im Kindesalter haben sich in den letzten Jahren deutlich gebessert, jedoch können infolge der intensiven Chemotherapie oder Stammzelltransplantation zahlreiche Nebenwirkungen auftreten. Das Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Wirksamkeit und Sicherheit verschiedener Medikamente in unterschiedlichen Phasen der Erkrankung (zu Beginn, nach Krankheitsrückfall oder nach Stammzelltransplantation) zu untersuchen und durch neue oder andere Medikamente die Heilungsraten zu verbessern und die Nebenwirkungen zu reduzieren. Die verwendeten Medikamente sind bisher nur für die Behandlungen von Erwachsenen zugelassen und könnten eine Therapieoption für jüngere Patient*innen darstellen. An der Studie können Kinder und Jugendliche teilnehmen, die an einer AML erkrankt sind und zum Zeitpunkt der ersten chemotherapeutischen Behandlung gegen die Erkrankung unter 18 Jahre alt sind.
Ablauf der Studie

Vorbedingungen

Diagnose:
akute myeloische Leukämie (AML)

Therapielinie:
Unabhängig von Therapielinie

Alter: bis 21

Kriterien:
bei der ersten Chemotherapie unter 18 Jahren; unter 21 Jahre alt beim Start der Rezidivbehandlung; verschieden Phasen der Erkrankung

Zuordnung

Stratifizierung anhand von Markern

Durchführung

CPX-351 (Vyxeos) + anschließende Konsolidierungschemotherapie

unbehandelt; Randomisierung (1:1)

Standardtherapie

unbehandelt; Randomisierung (1:1)

Standardtherapie + Gemtuzumab-Ozogamicin

Erstrezidiv

Standardtherapie

Erstrezidiv; CBF-Mutation

Treosulfan

Indikation zur Stammzelltransplantation; Randomisierung (1:1)

Busulfan

Indikation zur Stammzelltransplantation; Randomisierung (1:1)

Beobachtung

Studienbeschreibung
Akute Leukämien sind rasch fortschreitende, aggressive Krebsarten, die aus unreifen weißen Blut- oder Knochenmarkszellen (Leukozyten) entstehen und sich meist sehr rasch ausbreiten. Die bösartigen Leukämie-Zellen entstehen im Knochenmark und verdrängen das gesunde Knochenmark, wodurch nicht mehr ausreichend funktionstüchtige Blutzellen gebildet werden. Im Fall einer Erkrankung ist das gehäufte Auftreten von Infektionen, Blutungen, Leistungsminderung und Luftnot zu beobachten. Bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) sind Vorläufer der sogenannten myeloischen Zellreihe der Leukozyten verändert, aus der sich beispielsweise auch die roten Blutkörperchen bilden. Insgesamt ist die AML eine seltene Erkrankung, im Kindesalter allerdings die zweithäufigste Art von Blutkrebs (Leukämie). Kinder mit akuter myeloischer Leukämie (AML) erhalten eine intensive Chemotherapie in mehreren Phasen. Dabei werden verschiedene Chemotherapeutika, wie Daunorubicin, Cytarabin und Etoposid benutzt. Ebenso erfolgt die Gabe verschiedener Chemotherapeutika direkt in das Nervenwasser (intrathekal). Sie wirken als Zellgifte und zerstören dadurch sowohl Krebszellen als auch gesunde Zellen. Folge davon können starke Nebenwirkungen sein, zum Beispiel Schäden an verschiedenen Organen und ein erhöhtes Infektionsrisiko. Das neue Medikament CPX-351 (Vyxeos) enthält auch die beiden Zellgifte Cytarabin und Daunorubicin, allerdings mit einer Fettummantelung. Hierdurch sollen bei gleicher Wirksamkeit gegen die Leukämiezellen insbesondere die Nebenwirkungen auf Organe reduziert werden. Für Erwachsene ist das Medikament bereits in der Behandlung der AML zugelassen. Sollte die Erkrankung unter oder nach der Therapie erneut auftreten (Rezidiv) ist eine weitere Behandlung nötig. Dafür werden erneut Chemotherapeutika verwendet, allerdings in höheren Dosen. In der Erwachsenenmedizin ist in diesem Fall unter anderem das Medikament Gemtuzumab Ozogamicin bereits zugelassen. Hierbei handelt es sich um eine Antikörper-Wirkstoff-Verbindung, die gezielt an das Oberflächenprotein CD33 der Krebszellen bindet. Dieses ist allerdings nicht auf allen Tumorzellen zu finden und wird daher vor allem bei Patient*innen verwendet, die eine bestimmte Veränderung eines Gens besitzen (CBF-Mutation), da die Tumorzellen bei dieser Mutation besonders viele CD33-Proteine haben. Bei Hochrisikopatient*innen oder nach einem Rückfall kann oft auch eine Stammzelltransplantation von einem anderen Menschen (allogen) nötig sein, um eine Heilung zu erreichen. Dabei wird das erkrankte Knochenmark durch gesundes Spenderknochenmark ersetzt. Auch hier soll geprüft werden, ob eine Vorbereitung der Transplantation (sog. Konditionierung) mit einer anderen nebenwirkungsärmeren Medikamentenkombination bei gleicher Wirksamkeit möglich ist. Damit das neue Knochenmark aufgenommen werden kann, wird das alte durch eine sogenannte Konditionierungschemotherapie zerstört. Standardmäßig kommt dabei das Medikament Busulfan in Kombination mit anderen Stoffen zum Einsatz. Diese Medikamente unterdrücken das Immunsystem und töten die restlichen Leukämiezellen, können aber ebenfalls schwere Nebenwirkungen verursachen. Anstelle von Busulfan kann auch Treosulfan verwendet werden. Das Medikament ist auch für Kinder bereits zugelassen und konnte in Studien zeigen, dass es bei gleicher Wirksamkeit weniger Nebenwirkungen hat. Diese Ergebnisse müssen allerdings in weiteren Studien noch bestätigt werden. Ziel dieser Phase-3-Studie ist es, durch neue oder andere Medikamente die Heilungschancen für Kinder mit AML zu verbessern und die langfristigen Schäden der Behandlung zu reduzieren. Dazu werden Daten zu Sicherheit und Wirksamkeit verschiedener Medikamente in unterschiedlichen Phasen der Erkrankung gesammelt. Patient*innen werden in 3 Studienarme verteilt, je nachdem in welchem Stadium der Krankheit sie sich befinden. In Arm 1 werden Patient*innen mit einer unbehandelten AML untersucht. Hier werden die Patient*innen zufällig (randomisiert) in 2 Gruppen aufgeteilt. Studiengruppe 1 erhält das neue Medikament CPX-351 (Vyxeos) und die Standardchemotherapie, die Kontrollgruppe 1 erhält die aktuelle Standardchemotherapie. In Arm 2 werden Patient*innen zugeordnet, die ein erstes erneutes Auftreten der AML haben (Erstrezidiv) oder bei denen eine erste Behandlung nicht wirksam war (primärrefraktär). Sie werden auf eine CBF-Mutation untersucht und abhängig vom Mutationsstatus in 2 Gruppen eingeteilt. CBF mutierte Patient*innen (Kontrollgruppe 2) erhalten die Standardtherapie, alle anderen (Studiengruppe 2) erhalten zusätzlich zur Standardtherapie auch das Medikament Gemtuzumab-Ozogamicin. In Studienarm 3 werden Patient*innen eingeordnet, bei denen eine Stammzelltransplantation notwendig ist. Sie werden ebenfalls zufällig in 2 Gruppen eingeteilt. Studiengruppe 3 erhält in der Konditionierungstherapie Treosulfan und die Kontrollgruppe 3 das herkömmliche Medikament Busulfan. Die Studie ist nicht verblindet, d.h. ärztliches Personal und Patient*in wissen, welche Medikamente eingenommen werden. Die Dauer der Behandlung unterscheidet sich in den verschiedenen Gruppen und hängt unter anderem auch von Behandlungserfolg und Nebenwirkungen ab. An der Studie können Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre teilnehmen, die an einer AML erkrankt sind. Es dürfen nur Patient*innen teilnehmen, die vor ihrem 18. Geburtstag eine erste Chemotherapie-Behandlung gegen ihre AML-Erkrankung erhalten haben oder im Rahmen der Studie erhalten werden. Patient*innen mit Trisomie 21, akuter promyelozytären Leukämie (APL) und AML mit Translokation 15;17 (t(15;17)) sind von der Teilnahme der Studie ausgeschlossen. Fakten: 1. Welche Erkrankung: akute myeloische Leukämie (AML) 2. Krebs-Merkmale: pädiatrische AML, verschiedene Stadien 3. Was untersucht die Studie: Sicherheit und Wirksamkeit verschiedener Medikamente - CPX-351 (Vyxeos), Gemtuzumab Ozogamicin und Treosulfan in der Konditionierung gegenüber der Standardtherapie in verschiedenen Krankheitsstadien 4. Ziel der Studie: durch neue/andere Medikamente Verbesserung der Heilungsraten und Reduzierung der Nebenwirkungen 5. Wie lange dauert die Studie: abhängig vom Studienarm 6. Studienmerkmale: kontrollierte Phase-3-Studie, drei Studienarme und insgesamt 6 Gruppen, Einteilung nach Erkrankungsphase, zufällige Verteilung innerhalb der Studienarme, keine Verblindung, Erweiterungen der Zulassung
Durchführende Einrichtungen
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Studienzentrum | Kinder- und Jugendonkologie
offen
Phase III
Geschlecht:
alle
Altersgruppe:
von 1 bis 21 Jahre
Therapielinie:
nicht angegeben
Art der Studie:
Interventionell